Marcel Feige – Kalte Haut

Selten war ich mir so uneins, wie über diesen Thriller von Marcel Feige. Kalte Haut erzählt über die Rückkehr eines erfolgreichen Profilers (oder Fallanlytikers, wie im Roman öfter berichtigt wird) nach Berlin, wo ihm gleich ein Fall vorgesetzt wird, der seinem letzten aus den USA sehr ähnelt. Im Nachhinein gefällt mir die Storyidee wirklich gut, und auch die Schreibe Feiges ist größtenteils sehr angenehm und teilweise gar mitreißend.

Es bleibt allerdings ein gewisses Unbehagen zurück, und das meine ich nicht inhaltlich. Nach dem ersten Drittel des Romans musste ich mich schon ein wenig drängen weiterzulesen, denn trotz einiger “Aktion” in der Handlung passierte für mich als Leser nichts Interessantes. Es las sich eher wie eine langatmige Einführung der Handlungsträger mit vielen kleinen Details und Detailchens. Zwar spielten einige davon auch später noch eine Rolle, aber so manche Finte des Autors bezüglich Täter und Motiv sind hier doch ein wenig zu offensichtlich platziert. Auch die Erzählweise im Verlauf des Romans ändert sich des öfteren, so dass ich einige Male nicht wusste, ob es nur ein oder mehrere Autoren waren, die sich hier versuchten. Was im ersten Drittel die andauernden Türkisch-Deutsch-Duplikate in der direkten Rede waren, wurden zum Ende des zweiten Drittels die andauernden Hinweise auf Musikstücke und Zitate daraus: nervige Häufungen von Nebensächlichkeiten, die den Lesefluss bremsten.

Die Grundidee selbst wird jedoch gut erzählt und in Handlung umgesetzt und manchmal überraschend. Man merkt jedoch schnell, dass so einige Personen des Romans nicht das sind, was sie scheinen, auch wenn Feige dies desöfteren verschleiert und den Leser mehr oder weniger geschickt in die Irre führt. Statt eines überraschenden Endes erwartete mich die Bestätigung eines Verdachts, was aber nicht minder befriedigend ausfällt.

 

schulz