Wiebke Lorenz – Alles muss versteckt sein
Bei den Zitaten zum Klappentext und zur Beschreibung von Alles muss versteckt sein zappelt einem ja schon das Adrenalin in den Startlöchern, bevor man die erste Seite des Romans auch nur angeschaut hat. Umso erstaunter (warum eigentlich?) war ich dann, als sich mir eine vor sich hin plätschernde Erzählung präsentierte, die im Grunde genommen nur das Thema einer geistigen Erkrankung, der Zwangsgedanken, auswalzte. Es lag dabei weniger an der Idee an sich, sondern an den eher unspannend und unaufgeregt vorgebrachten Schilderungen dazu.
Dass die Hauptcharakterin Marie nicht getan hat, wofür sie verurteilt wurde, vermutet ja jeder von Anfang an. Über die therapeutischen Sitzungen erfährt man von der eigentlichen Geschichte vor der Verurteilung, mal als Ich-Erzählung, mal aus Tagebüchern, mal aus Erinnerungen in dritter Person, jedoch immer wieder durch den “Alltag” bzw. Geschehnisse in der Klinik unterbrochen. Ein wirklich schöner Lesefluss will sich bei mir da nicht einstellen, und so quäle ich mich fast wie auch Marie mit ihren Sitzungen ab.
Zur späten Mitte des Romans habe ich für mich den Täter ausgemacht, der es natürlich nicht ist. Aber kurz später wird dann alles relativ klar. Und auch Verbindungen zu anderen “Personen” werden schließlich sichtbar und später dann ausführlich dargelegt. Das Ende ist dann inkonsequent, denn während in dem ganzen Roman immer auf Beweisen herumgeritten wird, scheint dies schließlich nicht mehr notwendig zu sein, um Täter in den Knast und Opfer in ein frohes Zuhause zu verfrachten.
Wirklich schade. Die Grundidee und auch die Schreibe sagen mir schon zu. Aber warum hier Thriller drauf steht, ist mir ein Rätsel geblieben. Genauso, wie der Titel, der zwar öfter von der Protagonistin zitiert wird, aber für mich keine Bedeutung für Handlung oder Krankheit gefunden hat.