Nané Lénard – SchattenGrab

Mein zweiter Roman von Nané Lénard. Vor einiger Zeit hatte ich ja den ersten Roman ihrer SchattenKrimi-Reihe mit eher gemischten Gefühlen beendet. Nach dem Motto, jedem eine zweite Chance, heute nun ihren aktuellen, fünften Roman der Reihe: SchattenGrab. Die Protagonisten sind hier im Kern die gleichen wie im ersten Roman. Lediglich ein neuer Kommissar kommt vor Ort hinzu und ein Kollege in Zusammenarbeit in Hannover.

Der Fall an sich ist ein wenig undurchsichtig und wird auch durch die Ermittlungsarbeiten nicht wesentlich verständlicher. Im Gegenteil scheinen einige Handlungsteile nur zur Verwirrung des Lesers eingang in die Story gefunden zu haben, denn sie wirken ein wenig unlogisch. Insbesondere die eigentlich unmotivierte Fahrt von Wolf Hetzer mit Moni zur Nordsee (wo sie dann überhaupt nichts ermittlungstechnisch tun).

Leider scheinen sich die Handlungsträger seit dem ersten Roman nicht wirklich weiterentwickelt zu haben. Wolf Hetzer hängt immer noch mit Gedanken bei seiner verstorbenen Frau, auch wenn er jetzt wohl mit Moni anbandelt, und Peter Kruse frisst weiterhin wie ein Loch. Zudem bedient sich die Autorin hier einiger typischer Klischees, führt Andeutungen ein (“so was ähnliches [wie eine Frau]”), die dann nicht aufgelöst werden. Auch die anfängliche Homophobie des Kommissars Kruse gehört dazu, die sich plötzlich durch eine kurze Ansprache seiner Freundin aufzulösen scheint.

Grundsätzlich störend für mein Lesevergnügen ist jedoch der Schreibstil, der auch im fünften Roman eher einer Erzählung entspricht. Die Handlung nahm mich zu keiner Zeit wirklich gefangen, noch konnte ich gefühlsmäßig einen der Protagonisten begleiten. Die Story plätschert so dahin, eher gestückelt durch die vielen kurzen Kapitel, von denen sehr viele mit künstlichen Cliffhangern enden; immer wieder überhören die Handelnden Telefonklingeln oder E-Mail-Benachrichtigungen, oder “wussten noch nicht” von den Dingen, die noch kamen. Spannung kam auch dadurch nicht auf, im Gegenteil.

Das Ende empfand ich schließlich arg konstruiert. Insbesondere mit Blick auf den Inhalt zwischenzeitlich entdeckter Tagebücher. Das jemand dort Dinge reinschreibt, um etwas zu verschleiern, finde ich absolut nicht glaubwürdig. Wer geht schon davon aus, dass die privaten Tagebücher von anderen gelesen werden und stellt sie dann noch quasi offen aus? Wieso werden die offensichtlichen ortsbezogenen Verbindungen nicht näher untersucht? Und die dauernden Andeutungen einer Person führen den Leser auch schon zu Anfang zu einem richtigen Verdacht, wenn auch in einem anderen Fall.

schulz